Die Geschichte von Rellinghausen
Von "Ruoldinghus" nach Rellinghausen
Im Essener Süden liegt Rellinghausen, dessen erste Erwähnung schon aus dem Jahr 943 stammt. Der ursprüngliche Name „Ruoldinghus“ deutet darauf hin, dass ein gewisser Ruold hier einst eine Siedlung gegründet hatte. Doch Rellinghausen ist viel älter: Archäologische Funde aus dem frühen Mittelalter (um 860 n. Chr.) zeigen, dass hier bereits lange vor der urkundlichen Erwähnung Menschen lebten. Damals gehörte das Dorf als Oberhof zum Besitz des Essener Damenstifts.
Das Damenstift
Die Geschichte Rellinghausens ist untrennbar mit dem Essener Damenstift verbunden. Bereits 996 gründete die Essener Äbtissin Mathilde hier ein kleines Frauenstift. Das Stift, benannt nach dem heiligen Lambertus, entwickelte sich rasch zu einem wichtigen geistlichen und kulturellen Zentrum. Bis zur Auflösung im Zuge der Säkularisation im Jahr 1803 prägte es über Jahrhunderte hinweg das Dorfleben. Eine zentrale Rolle spielte die bis heute bestehende Kirche St. Lambertus mit ihrem romanischen Turm aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist nicht nur bauliches Wahrzeichen, sondern spiegelt auch die einstige Bedeutung Rellinghausens wider.
Mittelalterliche Gerichtsbarkeit und Herrschaftsverhältnisse
Über Jahrhunderte war Rellinghausen auch ein bedeutendes weltliches Zentrum. Das Dorf besaß seit dem Mittelalter eine eigenständige Gerichtsbarkeit mit eigener Richtstätte – der sogenannte Blücherturm von 1567 ist ein bis heute sichtbares Relikt dieser Epoche. Traurige Berühmtheit erlangten insbesondere die Hexenprozesse von 1571 bis 1595, in denen insgesamt 39 Menschen hingerichtet wurden.
Einen großen Einfluss übte die Adelsfamilie von Vittinghoff-Schell aus. Ursprünglich residierte sie seit dem 13. Jahrhundert in einer Wasserburg, deren Überreste sich noch heute entlang der Vittinghoffstraße befinden. Im 14. Jahrhundert entstand dann das bedeutendere Schloss Schellenberg, das die Familie bis ins 20. Jahrhundert hinein bewohnte.
Industrialisierung und Bergbau
Im 18. und 19. Jahrhundert erfasste auch Rellinghausen die Industrialisierung. Vor allem der Steinkohlenbergbau veränderte den bis dahin landwirtschaftlich geprägten Ort stark. Zahlreiche kleine Zechen entstanden, darunter die Zeche „Herrenbank“ (bereits seit 1728 bekannt) und später die Zeche „Gottfried Wilhelm“ (seit 1830). Die rasche Expansion des Bergbaus führte zu sozialen Spannungen. Diese gipfelten 1909 darin, dass die Familie Vittinghoff-Schell ihr Schloss und den Ort nach Konflikten mit dem Zechenbetrieb verließ.
Eingemeindung nach Essen
Die Industrialisierung hatte die Bevölkerungszahl und den Infrastrukturbedarf Rellinghausens stark wachsen lassen. Die Gemeinde war jedoch bald finanziell überfordert. Daher entschieden sich die Einwohner, ihren Ort zum 1. April 1910 freiwillig in die Stadt Essen eingemeinden zu lassen. Dadurch verloren sie zwar ihre administrative Selbstständigkeit, gewannen jedoch Anschluss an die prosperierende Großstadt.
Rellinghausen heute – Historisches Erbe und moderner Stadtteil
Heute zählt Rellinghausen rund 3.500 Einwohner und gilt als beliebter Wohnort in Essen. Trotz der Eingemeindung hat Rellinghausen seinen eigenständigen Charakter bewahrt. Der historische Ortskern um die Kirche St. Lambertus und den idyllischen Stiftsplatz zieht Besucher und Bewohner gleichermaßen an.
Das Kulturangebot ist vielfältig: Einrichtungen wie das Kunsthaus Essen im ehemaligen Schulgebäude oder das Mütter- und Familienzentrum setzen Impulse. Das Vereinsleben wird von der traditionsreichen Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald e.V. geprägt, die seit 1914 aktiv das kulturelle und soziale Leben im Stadtteil gestaltet.
Auch landschaftlich hat Rellinghausen einiges zu bieten: Der angrenzende Stadtwald, ursprünglich zum Schloss Schellenberg gehörend, ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet.